Auf der Suche nach Stil & Erleuchtung

Die kürzliche Einkaufsorgie für unser neues «Place-to-be» in Sanremo fiel irgendwie ernüchternd aus. Es gibt ja so grosse Auswahl aber vieles was man so an Möbeln findet, gleicht irgendwie einem seelenlosen Einheitsbrei. Viele Dinge sind & wirken so extrem billig, dass man sich genaueres hinschauen schlichtweg gleich sparen kann. Die wenigen «spezielleren» Dinge sind gleich wieder so horrend teuer… So schnell-schnell, zack-zack geht da wohl erst einmal gar nix und allzu schnell wirkt das Ganze dann irgendwie wie zusammengewürfelt. Es fehlt eben der einheitliche Stil. Nur, was für ein Stil ist das eigentlich und wie finde ich diesen?

Da Mausi leider nicht dabei ist und mich somit auch nicht mit ihrem (ausgeprägteren) Geschmackssinn und ihrer weiblichen Intuition unterstützen kann, bin ich – Mann, farbenblind, zweckorientiert, Modebanause – gar gänzlich auf mich alleine gestellt und fühle mich in diesen oberflächlichen Konsumtempeln entsprechend verunsichert!

Ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen. Ich möchte ja auch dass es ihr, und auch unseren Gästen gefällt. Soll es nun moderner sein oder etwas Vintage-mässiger? Soll es farblich und/oder von der Formgebung abgestimmt sein? Kann/darf man denn das alles miteinander vermischen? Ich fühle mich ziemlich überfordert und mir fehlt es da schlichtweg auch an Routine. Nach welchem Stil halte ich denn nun Ausschau? Je mehr ich anschaue, desto unsicherer werde ich und desto mehr Fragen stellen sich mir.

Wie so oft merke ich auch hier, wie wenig hilfreich dabei der pure Blick nach aussen ist. Denn was stilvoll ist, das lässt sich nicht so einfach in eine Schublade stecken oder rationell aufgrund von Äusserlichkeiten ergründen. Stil sollte in seiner Erscheinung einen Charakter haben und in sich stimmig sein. Verdammt, das hört sich mal wieder nach einer komplizierteren Operation an!

Ich könnte jetzt dafür sicher einen Stilberater kontaktieren aber das wäre ja nicht ich…. gebe ich doch auf die Meinung fremder, seit Jahren erfolgreich, nicht wirklich viel. Letztlich bin ich ja auch auf der Suche nach «meinem eigenen» Stil!

Hmmm… also soll ich nun wirklich meinen eigenen Stil-Experten in mir um Rat bitten? Ehrlich gesagt, ich bin mir diesem Experten so gar nicht bewusst und würde mich selbst auch nicht als ausgeprägt Stilecht/Stilsicher betrachten. Aber, ich habe mich schon so manchmal darüber gewundert, wie die Dinge denen ich mich mit Herzblut hingebe, denen ich mich voll widme, plötzlich richtig toll in Erscheinung treten. Ich glaube, das ist einfach dann mein Stil, meine Persönlichkeit die dann nach aussen tritt.

Etwas ganz wichtiges, damit ich mich auf so ein Projekt einlassen kann ist, mich bewusst, mit voller Hingabe erstmal nur um dieses eine Ding zu kümmern zu können und das grosse Ganze erst einmal auszublenden. Das wird mir sonst zu komplex und dann fehlt mir der Fokus.

DIE LAMPEN. Ich suche Lampen. Ich suche exakt 3 Lampen, die hintereinander aufgereiht über der Küche baumeln sollen. 3 Lampen weil schlichtweg bereits 3 Anschlüsse von der Decke hängen und weil mir das auch schlichtweg in meiner Vorstellung so gefällt. Es sollen spezielle, besondere Lampen sein, die man so nicht überall sieht. Gleichzeitig nicht zu gross und so ne Mischung zwischen direkter und indirekter Beleuchtung.

Nachdem mich in 5 verschiedenen Lampenausstellungen irgendwie so nichts wirklich vom Hocker gerissen hat, gebe ich die Suche nach einer Fertiglösung auf und lasse meine Kreativität walten. Und siehe da, in einem Baumarkt werde ich fündig. Ich habe wortwörtlich die Erleuchtung! So geil… diese Teelichter. Ja, genau so sollen meine Lampen aussehen:

Nur, wie bekomme ich eine dusselige Lampe da hineingebastelt? In einem Möbelmarkt werde ich dann aber auch für diese Herausforderung fündig. Da wartet bereits eine lässige Lampenfassung aus Metall für mich im Regal. Sollte ja irgendwie möglich sein, dieses in ein Teelicht zu basteln. Wirklich sicher, ob das gut kommt bin ich mir zwar noch nicht aber probieren geht schliesslich über studieren. Bei der Birne entscheide ich mich bewusst nicht für die trendige Old-Style Vintage Birne, sondern für eine einfache Klarglas Version. Das wirkt sonst in Anbetracht des groovigen Teelichts evtl. zu sehr Old-Style.

Und wie das bei mir halt immer so ist… Die Ungeduld lässt mir keine Ruhe. Zwischen Kunden und Telefonaten im Shop muss ich es gleich probieren. Ich habe zwar kaum brauchbares Werkzeug zur Hand aber das wird schon irgendwie gehen.

Ich zeichne die dafür erforderliche Ausspahrung für die Lampenfassung, in den Metallboden.

Man, zuhause hätte ich ja so eine schöne Fräse… Da könnte ich wohl exakt so einen Kreis rausfräsen. Aber eben, Zuhause und eben nicht hier, jetzt SOFORT. Ich entscheide mich dazu, mich meiner unbeugsamen Ungeduld zu beugen und favorisiere daher die unprofessionelle Lösung. Aber was soll’s, wenn das so wird wie erwartet, dann sieht das ja auch kein Schwanz!

Wenn das so wird…

Ich bohre mir (so einigermassen exakt), kreisförmig aneinandergereihte Löcher ins dünne Blech. Drücke dabei nicht zu doll, damit die gerade Fläche keine Dellen bekommt.

Im nächsten Schritt nehme ich mir einen Seitenschneider (da natürlich auch keine passende Säge zur Hand) und kneife mich von einem Loch zum nächsten vor. Am Ende bleibt ein kreisförmig-geecktes Loch übrig. Mit einer Feile gebe ich dem Kreis seine endgültige Form.

Und nun wird’s spannend. Wenn ich mich nicht verzeichnet/verfeilt habe, dann müsste die Fassung hineinpassen. YES… sie passt exakt hinein!

Ich schraube die Gewindeschelle von innen hinein. Die Fassung sitzt nun fest und verlässlich im Teelicht… äääh im Lampenschirm.

Birne rein und fertig. DIE TEELAMPE. Dauer pro Lampe 8 Minuten. Werkzeug: Bohrmaschine, Feile und Seitenschneider. Preis je Lampe = 29 CHF inkl. Leuchtmittel.

Sie sieht schon irgendwie «speziell» aus und nicht jedem wird es gefallen aber ich finde sie hat Stil, zumindest passt sie zu mir. Verwegen, eigenständig, mit Makel, Dellen, schwarz & dunkel aber durchaus mit dem Potenzial «hell» zu werden 😉

Man könnte anstelle des Teelichts z.B. auch eine Schüssel, einen Blumentopf, einen Schuh, eine Kokosnuss, Mausi’s BH, eine Tasse oder eine Schale verwenden. Der Kreativität sind quasi keine Grenzen gesetzt. Man benötigt dazu nur in allen Fällen so eine eigenständige Lampenfassung und halt etwas Kreativität.

So, noch schnell die anderen 2 Lampen machen und dann kann ich endlich die Schlange an wartenden Kunden weiter beraten – für ein Board, das zu ihnem Stil passt 😉

Nun muss ich die Teelampen nur noch am Wochenende in Sanremo aufhägen. Pic folgt dann noch. Und dann könnt ihr euch auch selbst ein Bild machen ob euch mein Stil nun wirklich gefällt oder eher nicht.

Um seinen eigenen Stil reinzubringen muss man übrigens nicht immer neue, teure Möbel kaufen. Man kann auch Stangenware sehr gut individualisieren oder einfach altes, auf modern trimmen. Es gibt kaum etwas was nicht gepimpt, verschönert oder individualisiert werden kann. Die Hauptsache ist, es trägt deine Handschrift, dann klappt das auch mit dem Stil und der Erleuchtung!

Keine Angst, bei den vielen anderen, noch benötigten Möbeln erspare ich mir & euch solche Storys und Ergüsse 😉 vielleicht…

Euer Andimacht

Leave a Comment

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert