Untergang und Auferstehung von Bussana Vecchia

Ein laues Lüftchen, welches sich in Sekundenbruchteilen zu einem wütenden Wind verwandelte. Die Erde bewegte sich, knirschende Balken brachen in sich zusammen, Mauern fielen, verzweifelte Schreie… Zeitzeugen beschrieben ein düsteres Bild des Geschehens.

Es ist früh morgens im Jahre 1887, als die Erde rund um Sanremo wütete als gäbe es kein Morgen. Am schlimmsten betroffen war die, über Sanremo tronende, mittelalterliche Ortschaft «Bussana Vecchia». Die Menschen flüchteten aus ihren Häusern, viele davon in die nahegelegene Dorfkirche. Doch genau diese war leider am stärksten vom Beben betroffen. Sie brach gnadenlos in sich zusammen und begrub viele der Menschen unter sich. Fast 2000 Menschen kostete dieses Unglück das Leben.

Die Überlebenden verliessen das völlig zerstörte Dorf in den folgenden Jahren und bauten weiter unterhalb ein neues Bussana auf. Das gefallene «Bussana Vecchia» wurde ab 1894 für die nächsten 60 Jahre zur Geisterstadt. Zwischen den Ruinen der Häuser wuchs eine wilde Vegetation heran, welche die Trümmer im Laufe der Zeit völlig überwucherte… «Bussana Vecchia» wurde zum traurigen Zeugen der Naturmächte!

Ausgerechnet an diesem totbringenden, von Menschen & Gott verlassenen Ort siedelten sich Ende der 1950er Jahre wieder Menschen an. Mario Giani, ein Keramikkünstler aus Turin gründete dort (ohne jegliche Infrastruktur wie Wasser, Strom, Kanalisation…), eine Künstlergemeinschaft. Die Häuser und Ruinen durften dabei zwar für Kunstzwecke bewohnt/genutzt aber nicht zum Eigentum gemacht werden.

Nach und nach kehrte dort immer mehr Leben ein. Der Wiederaufbau wurde mit hiessigen Steinen, Schutt und Baumaterial vollzogen. Man wollte das Dorf genau in dem Zustand bewohnbar machen, wie das Erdbeben es hinterliess. So gewinnt man noch heute einen authentischen Eindruck über die brachiale Zerstörungswut des Bebens.

Mittlerweile verfügt das Dorf wieder über Wasser, Kanalisation und Strom. Mit der gewachsenen Lebensqualität und Infrastruktur wuchsen allerdings auch die Forderungen an die Bewohner, welche seitens der Behörden als illegale Besatzer angesehen werden.

Die zahlreichen, authentisch-renovierten Gebäude, Garten-Restaurants, Kaffees, Kunstläden und die eingewachsene Natur machen Bussana Vecchia zu einem Tipp für Tagestouristen. Ein Geheimtipp ist es leider nicht mehr… entsprechend empfehlen wir in den Hochsaison-Zeiten den Besuch am Vormittag.

Bussana Vecchia ist ein unglaublich eindrücklicher Ort. Ein Ort an dem die Schönheit und das Verderben so allgegenwärtig sind, wie kaum irgendwo anders. So tragisch das Unglück auch war, umso schöner das sich daraus, so voller Erfurcht wieder etwas derart positives entwickeln konnte.

Jedem Ende winkt auch wieder ein Anfang!

Anbei noch die Bildgallerie dazu:

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